GORM 24h Rennen 2010 - Off Road

17.07.2010 15:46

Tina Meier und Rusty Stevens? Habe ich richtig gehört - die Dakar-Wüstenqueen und der US-Trophy-Truck-Star aus den USA? Sie sitzen in einem Polaris RZR und brettern bei der Einführungsrunde über die ersten drei Sprunghügel. Nico Fischer, Teamchef von HaKawe hat beide bei Facebook kennengelernt und klargemacht, dass sie einmal ein 24-Stunden-Rennen in seiner RZR fahren    müssen.

14 Uhr: Start. Team Stensky im spektakulären Gitterrohr-Auto Lennson CC und Prolog-Sieger unter den Vierrädrigen schafft sofort einige Längen Abstand zum Rest des Feldes. Als in der ersten Haarnadelkurve eine später bremsende Polaris RZR die Innenbahn einfordert, nimmt Frank Stensky ohne Murren den Außenbogen. Eine Runde im Motor-Sport-Zentrum-Jänschwalde misst rund 8 Kilometer, zumeist auf sandigem Untergrund. in der Nähe des Fahrerlagers und da, wo die meisten Zuschauer stehen, müssen alle über 3 Sprunghügel, zwei weitere kann man umfahren. 14 Uhr 15: Ein weißer Lada Niva schleicht über die Strecke. So wird das nichts. Kein vergleich zum Lada-Racing-Team vom letzten Jahr. Die hatten mehr Mumm in den Knochen. Eine verwegene Gestalt sitzt hinterm Lenkrad: Bäcker Willi Janke. Den altersschwachen Russen hat er am Dienstag vor dem Rennen gekauft und zu Matthias „Daktec" Krüger gebracht. „Der muss am Freitag zum Prolog rennfertig sein", hatte er dem verdutzten Thüringer kurz erklärt und „Du darfst ihn auch fahren. Wir gründen ein neues Team." 14 Uhr 30: Das vater-und-Sohn-Gespann Thaler legt den Mercedes G gleich in der zweiten Runde auf die Seite. Junior Mario gesteht: „Ein Polaris RZR hat von hinten so geduckt, dass ich vor der Kurve einfach nicht bremsen konnte." Das könnte Rusty Stevens oder eines der enorm schnellen RZR vom Team Polaris Deutschland gewesen sein, mit denen Jan Breckwoldt und Jörg De Ridder schon im Prolog die Plätze 5 und 6 belegten.

16 Uhr: Der Suzuki Jimny des Fernsehteams rollt mit schielenden Vorderrädern geräuschvoll ins Camp. Als er sich an einer Kehre festfuhr, wurde er beim Bergen saublöd über einen Betonklotz gezogen. Die Vorderachse ist krumm. 16 Uhr 30: Da joggen zwei Behelmte ins Fahrerlager. Es sind Ralf und Steffi Berlitt. Ihr Jeep-Prototyp steht neben der Strecke. Sie haben eine Schraube vom Lenkhebel verloren. Ein ziemlich dickes Ding: M18. in irgendeiner Alu-Kiste wird sich so eine doch finden. Nach vielleicht 20 Minuten Kramerei spurten die beiden wieder raus auf die Piste. Es dauert nicht lange, dann silberner Mitsubishi Pajero rollt bedächtig ins Fahrerlager. Die Nummer 121, ein Auto des Mad Bakery Teams. Bäcker Willi kann's nicht sein, der sitzt ja im Lada. Candy Vohs, ein Mitarbeiter aus der Bäckerei hat keine Bremse mehr. Er stürzt sich gleich auf alle Bremsleitungen und hat die undichte Stelle schnell entdeckt. Nur das Abdichten dauert eine ganze weile. 17 Uhr 30: Hässliches Klappern verbreitet ein grüner Mercedes G. Beim Team „Da G-eht noch was", geht erst mal nichts mehr. Der untere Stift des Stoßdämpfers vorn links ist abgerissen. Mario Giebel schweißt ihn wieder an. 21 Uhr: Aus für das Team Sahara Cafe. Differenzialschaden an der Vorderachse. „Damit hab' ich schon gerechnet", behauptet Janke. 21 Uhr 30: Der zuverlässigere der beiden Hummer, das Hummer Racing Doc-Team, muss an die Box: Dif-ferenzialschaden hinten. Die Mechaniker schweißen das Diff einfach starr. Ralf Kahlo ist zuversichtlich: „Jetzt hat der Hummer auch eine 100%-Sperre."

15 Uhr: Schon wieder kommt ein rotes Quad vorbeigeflogen. Marko Blatt legt auf seiner Polaris Outlaw 525 mit Abstand die schnellsten Rundenzeiten hin.  

2 Uhr Das Duo Stensky tauscht am Lennson die Stoßdämpfer im Arbeitstempo ähnlich der Formel 1. „Jetzt schon neue Dämpfer?", frage ich. „Die wurden immer weicher", erklärt Stephan. „Wenn man sie rechtzeitig rausnimmt, muss man später nur das Öl wechseln." 4 Uhr Am Stand des Teams mit den meisten Leuten, so schätzungsweise 12 bis 15, kommt Hektik auf. Der Jeep Cherokee der Libya-Rallye-Raid-Truppe ist im Anflug. Man sieht nirgendwo einen Wagenheber oder Werkzeug. „Wir haben kein Werkzeug dabei", klärt Teamchef Hartmut „Hartl" Schumann auf. „Dafür machen wir das professionellste ölstandkontrollieren und Scheinwerferputzen mit drei Leuten."

8 Uhr 30: Der Cayenne des Team Walchers hängt fest Ein Querlenker an der Vorderachse ist gebrochen. Der hat auch gleich die Antriebswelle in den Tod gerissen. Anderthalb Stunden dauert die Reparatur im Sand. Ab jetzt hat der Porsche nur noch Heckantrieb, denn es war die letzte Antriebswelle, die das Team hatte. zeitsprung: Ein spannendes Finish bahnt sich an. Die Zeit reicht nur noch für ein oder zwei Runden. Sowohl eine Polaris RZR von Polaris Deutschland als auch das Team 4x4-haltlos 1 von Stensky/Stensky und Grün-beck/Dasinger liegen mit 95 Runden gleichauf. Die Polaris hat zwar ein paar Minuten Rückstand, kratzt aber Sekunde um Sekunde vom Zeitpolster der Benze ab. Organisator Jörg Sand rennt mit der schwarz-weißen Flagge auf die Piste. Der Nächste, der durchkommt, hat's. 4x4-haltlos-Schlussfahrer Frank stensky fährt als Erster ein, die Polaris wird Zweiter. Das war knapp.

Bereits der Prolog auf der 18 km langen Rundstrecke forderte Teilnehmer und Material. Durch welligen Untergrund wurde schnelles Fahren riskant. Stoßdämpfer und Achsaufhängungen machten reihenweise schlapp. Lediglich in der Klasse T4/I (leichte Lkw) stand bereits mit Kai Reichert und Ralf Kahö (Hummer H1) ein Klassensieger fest. In der Klasse Tl (Geländewagen verbessert) reisten die Teams Grünbeck/Dasinger und Stensky/Stenksy mit lediglich 4 Punkten Abstand auf den Klassensieg an. In der Klasse T2 (Geländewagen Serie) kämpften Markus walcher (Porsche), Hartmut Möbus und Jan Holtz (beide Mitsubishi) um die Führung. Bei den T1-Fahrzeugen lieferten sich Frank Stensky (Lennson) und Ralf Berlit (Jeep) ein grandioses Duell. Berlit führte nach gewonnenem Prolog und ließ Stensky nicht vorbei. Eine Stunde tobten die beiden 400-PS-Boliden Rad an Rad. Am Ende gab es begeisterte Zuschauer und deutliche Zersetzungen bei den Fortbewegungsmitteln. Stensky rettete seinen Lennson CC mit Rahmenbruch am vorderen Federdom ins Ziel, Berlit blieb mit ausgerissener Vorderachse auf der Strecke. Stenskys nutzten die Nacht zur Reparatur. Auch für die Führenden der T1-Wertung lief es sub optimal: Jörg Grünbeck und Thomas Dasinger hoppel ten mit gesprengten Stoßdämpfern langsam ins Ziel Am Porsche Cayenne des Teams walcher waren be reits am Freitag Gebrechen sichtbar, eilig wurden VW Touareg-Federbeineals Ersatz besorgt. Auf der Samstagsetappe brachen an Walchers Porsche die vorderen Federdome durch. So war auch für Holtz und Möbus der Titel am Sonntag noch greifbar. Die Sieger der T2-Klasse konnten immerhin ein Polaris Quad im Wert von 8000 Euro ergattern.

In einem harten Rennen konnte Stensky seine Führung mit einem Tagessieg behaupten und entschied die T1-wertung für sich, Grünbeck wurde Zweiter.

Das filmreife Finale spielte sich jedoch in der T2-Klas-se ab. Holtz, Walcher und Möbus, alle mit Chance auf den Gesamtsieg, schenkten sich keinen Zentimeter. Holtz fuhr ein sensationelles Rennen und holte den zweiten Platz hinter Möbus. Nun hing alles von walchers Position ab. Dessen von den Vortagen schwer angeschlagener Cayenne schleuderte auch noch zischend kochendes Kühlwasser auf die Windschutzscheibe. walcher lenkte den Porsche einfach mit dem Kopf aus dem Fenster über die letzte Runde. Das Resultat: Punktegleichstand mit Möbus. Letztendlich ging der Gesamtsieg aber doch an walcher, denn er hat in dieser Saison insgesamt mehr GORM-Läufe beendet als Möbus. in der Buggy-Klasse (T3) siegte Nico Fischer vor Winfried Jahn und Manfred Jornitz.

T , F Jörg Sand
INFO: www.gorm-open.de


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